Kohlenstoff-Übeltäter | Der wahre Preis der Datenverarbeitung

Wenn Sie unsere bisherige Kampagne mit dem Titel „Kohlenstoff Konversationen“ verfolgt haben, wissen Sie mit Sicherheit schon über die wichtigsten Begriffe zum Thema unternehmerischer Nachhaltigkeit Bescheid. In unseren Blogbeiträgen haben wir ausführlich über die verschiedenen Klassifizierungen von Ökobilanzierung, Embodied Carbon, Klimaneutralität sowie Net Zero und die überaus komplexe Beziehung zwischen der Berechnung des CO₂-Fußabdrucks und einer aktiven IT-Kreislaufwirtschaft gesprochen. Unser Ziel ist es, Organisationen und Unternehmen mit den nötigen Informationen auszustatten, um erfolgreich selbst ihre eigene Ökobilanz aufzustellen.
Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass Verkehr- und Bauwesen nachweislich die größte Menge an Energie konsumieren. Im folgenden Beitrag konzentrieren wir uns auf eine weniger bekannte und diskutierte Ursache von CO₂-Emissionen - wir nennen diese „Kohlenstoff-Übeltäter“.
Der wahre Preis der Datenverarbeitung
Mit einem Anteil von etwa 4% am gesamten weltweiten CO₂-Fußabdruck ist die Datenverarbeitung mit großer Wahrscheinlichkeit eine wesentliche Emissionsquelle, die häufig übersehen wird. Und das ist erst der Anfang, denn Prognosen zufolge soll sich dieser Prozentsatz bis 2025 sogar noch verdoppeln.
Datenverarbeitung und Big Data haben sich zu großen Schlagworten unserer Zeit entwickelt! Die meisten von uns nutzen mehrere IT-Geräte gleichzeitig und übertragen Daten jederzeit und von überall mittels Smartphones, Laptops, Tablets oder PCs. Schätzungen zufolge werden jeden Tag ganze 8,5 Milliarden Google-Suchen durchgeführt, 333 Milliarden E-Mails verschickt und sage und schreibe 95 Millionen Fotos auf Instagram hochgeladen.
Wie oft streamen Sie beispielsweise Podcast-Folgen oder hören Musik beim täglichen Spaziergang mit ihrem Hund? Wie viel Zeit verbringen Sie durchschnittlich am Computer, etwa um Internetrecherchen oder Ihrer Arbeit nachzugehen? All diese scheinbar harmlosen Handlungen haben eine sehr reale Wirkung auf unseren Planeten, der wir uns schnellstens bewusstwerden sollten.
Ein schockierendes Beispiel für den wahren Preis unserer Datennutzung sind die regelmäßigen Posts des Mannes mit den meisten Followern auf Instagram, Cristiano Ronaldo. Jedes Mal, wenn er ein Bild für seine 483 Millionen Follower:innen veröffentlicht, werden dadurch etwa 36 Megawattstunden Energie benötigt, um User:innen diesen Beitrag zuzuspielen. Das ist lediglich eine Person und ein einzelner Post. Doch nun stellen Sie sich den CO₂-Fußabdruck aller 2 Milliarden Instagram-Nutzer und -Nutzerinnen weltweit vor!
Ein weiteres Beispiel ist die 2017 erschienene Hitsingle „Despacito“. Das am häufigsten gestreamte Lied aller Zeiten mit dem kanadischen Popstar Justin Bieber wurde bisher ganze 4,6 Milliarden Mal angehört! Obwohl der Song zweifellos mitreißend ist und sicherlich viele von uns in der Küche mitsangen, verbrauchte er genauso viel Strom wie Tschad, Guinea-Bissau, Somalia, Sierra Leone und der Zentralafrikanischen Republik in einem Jahr. Darüber hinaus ist der CO₂-Fußabdruck dieses Liedes genauso groß wie der von 100.000 Taxis in einem ganzen Jahr.
Wir wollen damit nicht andeuten, dass Sie aufhören müssen, in den sozialen Medien zu posten oder den süßen Klängen von Justin Biebers Stimme zu horchen. Wir posten selbst regelmäßig auf Instagram und Spotify schallt jeden Tag aus den Lautsprechern unseres Büros. Was wir meinen, ist, dass wir uns darüber im Klaren sein müssen, welche Umweltauswirkungen unsere täglichen Entscheidungen mit sich bringen. Wenn Sie mit unseren Beiträgen vertraut sind, haben Sie uns sicher schon oft vom Wert eines Produkts oder Services im Vergleich zu seinen Kosten sprechen gehört. Aber was genau meinen wir eigentlich damit?
Wenn wir ein Produkt erwerben, ist der Preis meist das Erste, was wir sehen, und auch das Einzige, worauf wir achten. Für 99% aller verfügbaren Produkte und Dienstleistungen fallen jedoch zusätzliche Umweltkosten an. Viele Online-Dienste besitzen zwar kein sichtbares Preisschild, dennoch entstehen allein für die Verfügbarkeit dieser Services erhebliche Nachteile für unseren Planeten.
E-Mails sind ein Paradebeispiel hierfür. Eine E-Mail erzeugt im Durchschnitt 4g Kohlendioxid, eine E-Mail mit zahlreichen und/oder großen Anhängen sogar 50g! Wenn man bedenkt, dass jeden Tag über 300 Milliarden E-Mails verschickt werden, wird das Ausmaß auf einmal sehr deutlich.
Nochmal: Wir sagen nicht, dass Sie ab heute keine E-Mails mehr verschicken sollten. Wir fordern Sie lediglich dazu heraus, die Auswirkung unnötiger Nachrichten oder Antworten zu überdenken. Videokonferenzen besitzen ebenfalls enormes Emissionspotenzial. Die eigene Kamera während eines Meetings laufen zu lassen, wird allgemein als höflich empfunden, ist aber auch 97% energieintensiver gegenüber einem Telefongespräch. Ist diese Maßnahme also immer notwendig?
So geht Techbuyer dieses Problem an
Hochwertige refurbished Hardware
Obwohl die Datenverarbeitung zweifellos die Entstehung einer riesigen Menge CO₂ zu verantworten hat, können die physischen Geräte, die wir für den Datenzugriff benötigen, genauso schlimme Auswirkungen haben. Angesichts unseres Status als Spezialist:innen für refurbished Hardware haben Sie sicher erwartet, dass wir das sagen. Doch der Kauf von Refurbished macht einen greifbaren und signifikanten Unterschied. Für die Herstellung eines Laptops werden beispielsweise etwa 300 Kilogramm CO₂e und 190.000 Liter Wasser benötigt. Wenn Sie dagegen einen refurbished Laptop kaufen, entfallen diese Emissionen gänzlich.
Bei Techbuyer arbeiten wir hart daran, eine aktive IT-Kreislaufwirtschaft zu fördern. Wenn Sie sich für qualitativ hochwertige refurbished IT entscheiden (die mit den richtigen Upgrades nachweislich besser funktioniert als Neuware), vermeiden Sie den mit dem Kauf neuer Hardware verbundenen CO₂-Ausstoß komplett, da ein zusätzlicher Herstellungsprozess entfällt. Justin Bieber auf einem refurbished Laptop zu hören, ist dann zwar immer noch mit Emissionen durch Energieverbrauch verbunden, klingt aber umso besser, wenn Sie bereits einige davon beim Kauf eingespart haben. Wir sind und dabei völlig bewusst, dass dies noch keine perfekte Lösung darstellt, aber es ist immerhin ein Anfang.
Wie kann ein Rechenzentrum effizienter werden?
Gerade beim Thema Nachhaltigkeit in Rechenzentren gibt es noch so viel, was wir bewegen können. Ein großer Teil unseres alltäglichen Datenaustauschs (Google-Suchen, E-Mails, Instagram usw.) wird von riesigen Rechenzentren – also großen Gruppen vernetzter Computerserver, die in erster Linie der Datenspeicherung dienen – verarbeitet und verbreitet. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2025 ganze 3,2% der globalen CO₂-Emissionen von Rechenzentren verursacht werden. Unser Ziel ist es daher, Unternehmen und Rechenzentren mit hochwertiger refurbished Hardware zu versorgen, damit zukünftige Emissionen durch die Umgehung neuer Herstellungsprozesse vermieden werden können.
Wir investieren auch weiterhin Zeit und Ressourcen, um an der Gestaltung einer nachhaltigen Data Center Branche aktiv mitzuwirken. Unser Schwesterunternehmen, Interact, hat das weltweit erste herstellerneutrale Tool zur Erfassung und Optimierung von Servereffizienz entwickelt. Es ist dabei so präzise und erfolgreich, dass es die Emissionen der Branche um ganze 50% und sogar die gesamten globalen Emissionen um 1% gesenkt werden könnte (genauso viel wie die Emissionen der weltweiten Luftfahrtindustrie). Erfahren Sie mehr über die Arbeit von Interact.
Astrid Wynne, Sustainability Lead bei Techbuyer, ist Vorsitzende der Data Centre Alliance, einer gemeinnützigen Handelsvereinigung, die Rechenzentren mit Expertisen zur optimierten Servereffizienz und Nachhaltigkeit unterstützt. Astrid ist ebenfalls Mitautorin der diesjährigen Veröffentlichung der DCA über bewährte Praktiken für Rechenzentren.
Fazit
99% aller Daten, die wir verschicken, empfangen und weiterleiten, verursachen in Summe erhebliche globale CO₂-Emissionen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, zu einer nachhaltigeren IT-Branche beizutragen, indem wir Organisationen auf der ganzen Welt mit hochwertiger refurbished Hardware (sowie eine Reihe weitere nachhaltiger IT-Lösungen) versorgen und Aufklärungsarbeit zum wahren Fußabdruck von IT-Dienstleistungen sowie deren Herstellung betreiben. Lesen Sie dazu die Blogbeiträge unserer Reihe „Kohlenstoff Konversationen“.
Werden Sie Teil der Gespräche über Kohlenstoff
Wir bei Techbuyer sind der Meinung, dass wir die notwendigen Diskussionen über unsere Emissionen nicht länger aufschieben dürfen. Wir alle müssen dazu bereit sein, zu lernen, neue Lösungen zu finden und unseren CO₂-Fußabdruck erheblich zu reduzieren.
Setzen Sie sich noch heute mit unserem erfahrenen Team in Verbindung, um Ihre Emissionen anzugehen.
In den folgenden Beiträgen erfahren Sie außerdem mehr über die wichtigsten Definitionen von zentralen Nachhaltigkeitsthemen wie der Ökobilanzierung, Klimaneutralität und Net Zero, Embodied Carbon und Scope 3.
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