Kohlenstoff-Überlegungen und die Circular Economy

Angesichts der steigenden Temperaturen und weltweiten Klimakrise sind CO₂-Emissionen in den letzten Jahren zu einem Schwerpunktthema für Regierungen, Organisationen und Unternehmen geworden. Die globale Wirtschaft wird zunehmend unter Druck gesetzt, sich ihrer Emissionen und Umweltauswirkungen bewusst zu werden und diese drastisch zu reduzieren.

Treibhausgase, Ökobilanzen, Scope 1, 2 und 3 sowie CO₂e – all das sind Begriffe, die jedes Unternehmen kennen sollte, das sich der Verbesserung seines Umwelteinflusses sowie dem Ziel eines grüneren Planeten widmet.

Was ist CO₂?

CO₂ ist die chemische Bezeichnung für Kohlenstoffdioxid. Im Allgemeinen wird CO₂ in Folge der Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre freigesetzt. Mit zunehmender Konzentration dieses Gases in der Luft erwärmt sich ebenso unsere gesamte Erde. Dabei umfasst CO₂ jedoch noch nicht den Begriff der Treibhausgase (THG) oder CO₂e, welche beide im folgenden Text erklärt werden.

Was sind Treibhausgase (THG)?

Treibhausgase erhöhen unsere weltweiten Temperaturen, indem sie die in der Luft enthaltene Wärme in der Erdatmosphäre speichern – dieses Phänomen bezeichnen wir auch als „Klimawandel“ oder als „Erderwärmung“.

Zu den Treibhausgasen gehören gemein CO₂, Methan, Distickstoffoxid und fluorierte Gase. Jedes dieser Gase hat durch seine Ausstoßung direkte Auswirkungen auf die Temperatur unseres Planeten, jedoch unterscheiden sie sich in Intensität und Wirkungsdauer. Aus diesem Grund wird dieser Effekt durch die Einheit „CO₂e“, oder „CO₂-Äquivalent“, erfasst.

Was ist das CO₂-Äquivalent?

CO₂e ist die Einheit für die Wirkung von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre auf die globale Temperaturentwicklung. So hat beispielsweise 1 Kilogramm Methan einen 25-mal stärkeren Wärmeeffekt als 1 Kilogramm CO₂. Dies wiederum bedeutet: 1kg Methan entspricht 25kg CO₂e.

Mit Hilfe dieser Einheit können alle Treibhausgase entsprechend ihrer Auswirkung auf die Erderwärmung gleichwertig eingestuft und bewertet werden.

CO₂-Berichterstattung | Was ist eine Ökobilanz?

Erst wenn wir die Berechnung und Terminologie rund um Kohlenstoff-Emissionen verstehen, sind wir in der Lage, die von uns produzierten Treibhausgase selbst zu messen und darüber Bericht zu erstatten.

Eine Ökobilanz ist eine Möglichkeit, den CO₂-Fußabdruck – also die gesamten Treibhausgasemissionen Ihres Unternehmens – zu ermitteln. Sie umfasst drei Kategorien, die auch als „Scopes“ bezeichnet werden, und die vom Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), dem weltweit führenden Gremium für die CO₂-Bilanzierung, definiert sind.

Diese drei Kategorien lauten:  

  • Scope 1: Direkte Emissionen.
  • Scope 2: Indirekte Emissionen aus benötigter Energie. 
  • Scope 3: indirekte Emissionen aus Liefer- und Wertschöpfungsketten.  

In Ländern wie dem Vereinigten Königreich beispielsweise sind große Unternehmen bereits gesetzlich dazu verpflichtet, Angaben über Scope 1 und 2 zu machen. Jedoch wissen wir mittlerweile aus wissenschaftlichen Studien zum Thema Net Zero, dass diese Messungen Scope 3, auf Grund seines großen Anteils am Gesamt-Fußabdruck, ebenfalls mit einbeziehen sollten. Angesichts dieser Tatsache und den immer lauter werdenden Forderungen von Seiten der Verbraucher:innen werden Ökobilanzen zu einem immer wichtiger werdenden Thema innerhalb der deutschen Wirtschaft.

Abbildung von der Entstehung von Scope 1, 2 und 3 während des gesamten Produktlebenszyklus.Abbildung von der Entstehung von Scope 1, 2 und 3 während des gesamten Produktlebenszyklus.
Abbildung von Scope 1, 2 und 3 während des gesamten Produktlebenszyklus. Quelle: Greenhouse Gas Protocol.

CO₂-Bilanzierung für eine aktive Circular Economy

Das Greenhouse Gas Protocol hat zwar den Weg für bedeutende Fortschritte in der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit geebnet, seine Methodik ist jedoch auf eine grundlegend lineare Wirtschaft ausgerichtet. Diese geht davon aus, dass auch weiterhin alle von einem Unternehmen gekauften und verkauften Produkte einem traditionellen "Take-Make-Waste" Prinzip folgen, bei dem für die Entstehung eines neuen Produkts auch immer neue Rohstoffe benötigt und welches nach seiner Nutzung endgültig entsorgt werden muss. Dieser Vorgang macht die Erstellung einer Ökobilanz durchaus einfach: Ein Unternehmen kauft einen neuen Laptop und berechnet die Emissionen aus der gesamten Herstellungskette des Geräts (also den verkörperten Kohlenstoff) für Scope 3. Dies ist zwar eine äußerst vernünftige Berechnung, aber was passiert, wenn der Laptop bereits gebraucht ist?

Die Kreislaufwirtschaft passt einfach nicht in diesen vorgefertigten Rahmen. Zurück zum Laptop. Nehmen wir an, dass das Unternehmen den Laptop am Ende seiner Lebensdauer nicht recycelt oder entsorgt, sondern ihn stattdessen an einen Refurbisher verkauft. Die erneute Zählung des verkörperten Kohlenstoffs dieses refurbished Laptops durch das zweite Unternehmen würde eine doppelte Berechnung für Scope 3 bedeuten, da das erste Unternehmen diese ja bereits berücksichtigt hatte.

In Wirklichkeit ist dies jedoch genau das, was vom Greenhouse Gas Protocol vorgeschlagen wird, da es bisher keine Ausnahmeregelung für den Kauf von Refurbished-Lösungen gibt. Vielmehr müssten Unternehmen die Emissionen, die durch den Aufarbeitungsprozess anfallen, zusätzlich zur ursprünglichen Bilanz addieren, sodass ein refurbished Laptop infolgedessen fälschlicherweise einen größeren CO₂-Fußabdruck aufweist!

Dies hat zur Folge, dass Unternehmen bezüglich ihrer Scope 3 Emissionen regelrecht dafür bestraft werden, sich für refurbished Hardware zu entscheiden, wobei diese doch gerade eine nachhaltige und leistungsstarke Alternative zu neuen Geräten darstellt. Außerdem bedeutet das, dass Refurbisher auf dem Papier möglicherweise einen höheren CO₂-Fußabdruck aufweisen als ein Hersteller von neuer Hardware, obwohl es die globalen Emissionen durch die IT-Wiederverwendung erheblich reduziert. Was die Entsorgung angeht, so nimmt dieser Vorgang Unternehmen ebenfalls den Anreiz, ihre Hardware auf dem Sekundärmarkt weiterzuverkaufen und so Ihr IT-Budget zu maximieren.

Widersprüchliche Botschaften und unklare Berichterstattung

Die Schwächen dieses Modell sind offensichtlich, weshalb einige Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeit ihren Kund:innen bereits empfehlen, die verkörperten Emissionen von refurbished Hardware nicht in Ihre Ökobilanz aufzunehmen. Dies ist zwar durchaus eine bessere Lösung gegenüber der Anleitung des GHG-Protokolls, dennoch wird so noch keine einheitliche Methodik für die CO₂-Berichterstattung festgelegt. Ebenfalls bietet uns dies noch keine Möglichkeit, die positiven Folgen einer IT-Kreislaufwirtschaft für jedes Produkt zu berücksichtigen.

Was wir brauchen, ist ein einheitlicher Vorgang, der universal anwendbar ist, der bisherige Produktlebenszyklen berücksichtigt und so konzipiert ist, dass er Anreize für nachhaltige Entscheidungen schafft, die zur Reduzierung globaler Emissionen führen. Genau daran arbeiten wir bereits, also bleiben Sie gerne gespannt! 

Gespräche über Kohlenstoff

Wir bei Techbuyer sind der Meinung, dass es um das Thema Kohlenstoff und CO₂-Berichterstattung kein Drumherum gebt. Wir müssen uns dafür öffnen, mehr zu lernen, neue Lösungen zu finden und unsere Emissionen für eine nachhaltige Zukunft drastisch zu senken.  

Dieser Beitrag ist der erste einer dreiteiligen Serie, welche diese und viele andere Themen leichter verständlich darstellt und so zu anregenden Gesprächen sowie zur Entwicklung von nachhaltigen Lösungen für unseren Planeten führen soll.

Erfahren Sie mehr über die zentralen und wichtigsten Begriffe rund um CO₂-Emissionen, wie zum Beispiel die Ökobilanzierung, Klimaneutralität und Net Zero, Embodied Carbon und Scope 3, oder nehmen Sie direkten Kontakt mit unserem Team auf, um Ihre Gespräche über CO₂ selbst ins Rollen zu bringen.

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